BSV „Fichte“ Erdeborn - HSG Wolfen 2000
 
Am Samstag, den 04.11.2023, fand das Spitzenspiel der Verbandsliga Süd zwischen dem Tabellenführer HSG Wolfen 2000 und dem ersten Verfolger BSV „Fichte“ Erdeborn in heimischer Seefeldhalle statt. Beide Mannschaften bis zu diesem Zeitpunkt ungeschlagen, die Gäste allerdings verlustpunkt frei, während die Fichte einen Punkt in Plotha beim HC Burgenland III ließ. Die Hausherren sind seit über einer Saison zu Hause ungeschlagen und motiviert, dass dies auch an jenem Samstag so bleibt. Die HSG andererseits ist gewillt den sofortigen Wiederaufstieg in die Sachsen-Anhalt Liga zu schaffen und demnach ebenfalls in Bestbesetzung angereist. Nach der standesgemäßen Begrüßung wurde die Partie von den beiden Unparteiischen Rose/Michel angepfiffen.
 
Im ersten Angriff spürten die Erdeborner sofort die aggressive und sehr bewegliche Abwehrarbeit der Gäste aus Wolfen und so landete der erste Abschluss im Innenblock. Im Gegenzug konnte die HSG im eigenen ersten Angriff mit 0:1 in Führung gehen. Durch eine schnelle Mitte und kurzem Doppelpass konnte M. Hammerschmidt wenige Sekunden später zum 1:1 Ausgleich netzen. Das Topspiel war somit eröffnet und beide Mannschaften gingen ein unfassbar hohes Tempo. Die Zuschauer sahen in den ersten Minuten ein ausgeglichenes Spiel in dem sich die Gastgeber im Positionsangriff sichtlicher schwerer taten. Bis zur 9. Spielminute beim 6:6 blieb es noch auf Augenhöhe bevor der Tabellenführer zum ersten Mal mit einem 0:3 Lauf auf 6:9 davonziehen konnte. Trainer F. Hammerschmidt nahm in Folge seine erste Auszeit und versuchte in einer konstruktiven Ansprache Lösungen in Abwehr und Angriff zu finden. Die Worte des Trainers halfen soweit, den Abstand nicht größer werden zu lassen, jedoch erstmals nicht aufzuholen. In der 20. Minute stand es nach den Zwischenständen 7:10 und 9:11 beim 10:13 nachwievor auf -3 für die Gastgeber. Durch einige gute Torhüteraktionen und geschickter Abwehrarbeit kam die Fichte ihrerseits ins Tempospiel und konnte mit einem schnellen 3:0 Lauf auf 13:13 aufschließen. Die Antwort der Wolfener kam prompt mit ebenfalls einem 0:3 Lauf, sodass der alte Abstand von 3 Toren zum Leidwesen der heimischen Fans wieder hergestellt war und sich auch zum Halbzeitpfiff beim 15:18 von der Anzeigetafel ablesen ließ.
 
So nutzten die Männer um Trainer Hammerschmidt, die 10 Minuten Pause, um nochmal Kräfte zu tanken und um über taktische Maßnahmen zu diskutieren. Die Abwehr sollte möglichst kompakt und defensiv stehen, um ein Hinterlaufen oder Kreisanspiele möglichst zu unterbinden. Im Angriffspiel wurden die Grundzüge gefordert: Druckvolles Anziehen, einfache Kreuzungen und 1 gegen 1 Situationen suchen.
 
Der Anfang der zweiten Halbzeit glich dem Verlauf der Ersten, ein Kopf an Kopf Rennen mit leichten Vorteilen für Wolfen, die ihre Führung allerdings nur auf den 3 Toren halten konnten. Nach 5 Minuten machte sich jedoch so langsam die Halbzeitansprache bemerkbar. Gerade in der Abwehr stellte die Fichte den Tabellenführer immer mehr vor größere Herausforderungen. Der Vorsprung schmolz über 18:21, 20:22 bis zum erneuten Ausgleich von 22:22 in der 38. Minute durch M. Schülbe, der auf der Rechtsaußen Position glänzend aufgelegt war. Von nun an sahen die weit über 100 Fans beider Mannschaften eine wahre Handball-Schlacht. Alle Attribute, die den Handballsport ausmachen, brachten beide Mannschaften auf die Platte: Tempo, Entschlossenheit, Kampf, Härte und allen voran Emotionen und Leidenschaft. Jeder gab sein Herz auf dem Spielfeld und so konnte sich bis zum 27:27 keine Mannschaft wirklich absetzen. In Folge zeigten sich die Fichte-Männer wohl von ihrer besten Seite. Die Abwehr stand mit Ch. Schladitz als Rückhalt wie ein Bollwerk, welches knappe 6 Minuten kein Tor der Gäste mehr zu ließ. Im Angriff zeigten sie sowohl tolle Kombinationen als auch Einzelleistungen im Tempospiel oder 1 gegen 1 Situationen. So erarbeiteten sich die Spieler der Fichte beim Stand von 31:27 eine 4 Tore Führung und zwangen den Gegner zu seiner zweiten Auszeit. Man selbst wollte jetzt das Spiel sicher in den Hafen fahren und auf der Emotionswelle die durch die Seefeldhalle ging mit schwimmen und sich somit am Ende selbst belohnen. Doch ein weiteres Attribut des Handballs ist die gewisse Tragik, die manche Spiele mit sich führen. Und wieso sollte es diese auch nicht in einem Spitzenspiel geben? Was in den nächsten Minuten passierte, wird wohl Trainer und Spieler noch einige Tage beschäftigen. Statt auf 32:27 zu erhöhen, verlor die Fichte komplett den Faden: Unnötige Fehlabspiele, überhastete oder unvorbereitete Würfe und eine viel zu offensive Deckung. Die Gäste ihrerseits bestraften die Fehler der Fichte im Stile eines Tabellenführers gnadenlos und eiskalt. Keine 5 Minuten später stand es in der 53. Spielminute 31:32 für Wolfen. F. Hepp konnte schließlich mit einem 7-Meter die Durstrecke der Gastgeber beenden und erneut ausgleichen, nur damit es im darauffolgenden Angriff der Fichte ein unsauberer Pass gespielt wird, der zu einem Tempogegenstoß der HSG führt. In diesem Konter versuchte Routinier Ch. John zu retten was nicht mehr zu retten war und bekam für sein Eingreifen die Rote Karte von den Schiedsrichtern gezeigt. Die daraufhin folgende Auszeit von Trainer Hammerschmidt zeigte leider auch nicht mehr die erhoffte Reaktion, um das Ruder noch einmal herumzureißen. Es wurde sowohl im Angriff als auch in der Abwehr etwas kopflos, sicherlich auch den bis dahin kräftezehrenden Spielminuten geschuldet. In der 58. Minute konnten die Gäste somit beim 33:36 erneut auf einen 3 Tore Abstand ausbauen. Am Ende einer äußerst intensiven und spannenden Partie hieß es 35:40 für die Gäste aus Wolfen. Spieler und Fans waren sich einig, dass es am Ende wohl etwas zu hoch wurde.
 
Die Enttäuschung nach der Niederlage war und ist nachwievor sehr groß. Man hat gegen einen wirklichen starken Gegner aus Wolfen mindestens 55 Minuten lang mithalten und teilweise sogar besser sein können. Das es am Ende jedoch nicht gereicht hat ist für Spieler und Trainer sehr bitter. Woher der Bruch nach dieser herausgespielten Führung gekommen ist, wusste nach Abpfiff auch keiner so recht. „Wir hätten unser Spiel einfach weiter durchziehen sollen und nicht so tun, als ob wir es ruhig runterspielen können“, so Kapitän Ch. John nach dem Spiel. Jetzt heißt es erst mal regenerieren und aufarbeiten.
 
Die Mannschaft und alle Verantwortlichen bedanken sich bei allen Fans und Zuschauern für die fantastische Stimmung in der Halle und hoffen auf zahlreiche Mitreisende zum Auswärtsspiel nach Thale am 18.11.2023.
 
Aufstellung: Ch. Schladitz, F. Frind, S. Schmeißel (Tor), M. Hammerschmidt (2), Ph. Schatz (5), Ch. John (9), St. Kargut, F. Hepp (9), M. Schülbe (6), D. John (2), F. Thomas (1), J. Schatz (1), A. Bunk, P. Wilke